Man hat ja auf der ersten Blick den Eindruck, dass alle Hochzeitsfotografen Millionäre sein müssen. Man kennt sich nicht aus, schaut sich ein paar Preise an und fällt direkt vom Stuhl :-). Ich kann das verstehen! Aber ist es wirklich so, dass man als Fotograf an einem Tag 2000-3000 Euro verdient? ich weiß, viele glauben das, weil sie ja schliesslich diese Preise bezahlen. Natürlich ist es nicht so!
Wenn ein Fotograf eure Hochzeit begleitet, ist das nur ein geringer Teil der Leistung. Es steckt sehr viel mehr Arbeit in einer guten und hochwertigen Hochzeits-Reportage.Wenn euer großer Tag vorbei ist und der Fotograf mit all eurem Geld nach hause geht, hat er noch ordentlich zu tun. Er verbringt mit der Arbeit am PC noch ca. 3-4 Tage, wenn er euch über den gesamten Tag fotografiert hat. Gerne geht mal ein kompletter Arbeitstag dabei drauf, nur die Bilder zu sichten und zu sortieren. Aus 10.000 – 20.000 Fotos müssen irgendwie 500-600 gemacht werden. Nur die besten Bilder sollen euch übergeben werden. Diese 500 Fotos müssen dann bearbeitet werden. Und nein, professionelle Fotografen packen nicht einfach einen Filter aufs Bild. Wir hassen das Wort „Filter“ :-). Wir bearbeiten 500 Bilder „per Hand“. Jedes Bild wird in Belichtung, Farben, Weißabgleich, Tonwerte, Kontraste uvm. korrigiert. Ggf. kommt noch eine Retusche dazu. Sicherlich nicht bei 500 Fotos, aber selbst, wenn es nur 10-15 Fotos sind, gehen hier gerne nochmal 3-4 Stunden drauf. Ihr seht, 3-4 Tage Nacharbeit ist völig normal. Und das alles ist nur der „Hardware-Teil“ des Jobs. Die direkte Arbeit.
Eine normale Arbeitswoche des Hochzeitsfotografen sieht folgendermaßen aus. Freitag/Samstag Hochzeit. Meißtens über einen Großteil des Tages, im Regelfall der gesamte Tag. Häufig noch kleinere Begleitungen zwischen Montag und Donnerstag. Also im Schnitt 2-3 Hochzeiten die Woche. Montags bis Donnerstag werden dann, morgens angefangen, Bilder bearbeitet. Das schafft man bis ca. 14/15 Uhr, weil dann die Augen einfach nicht mehr wollen. Dannach finden dann Termine statt. Termine mit Brautpaaren deren Hochzeit besprochen werden muss, bzw. man sich kennenlernt. Weitere Termine um Bilder zu übergeben. Ach ja.. zwischendurch beantwortet man noch ca. 10-15 Nachrichten pro Tag. E-Mail, Whatsapp, Facebook, Instagram, SMS, Telefonate. Da geht einfach viel Zeit drauf. Man will ja alles ordentlich, schnell und zuverlässig beantworten. Habe ich schon erwähnt, dass all diese Arbeit, das beantworten von Nachrichten, das Treffen zu Terminen, unbezahlt ist? 🙂 Denn wenn ich mich mit Brautpaaren treffe, damit sie mich kennenlernen können und ich mein Angebot unterbreiten kann, habe ich noch lange keine Buchung.
Nicht selten bin ich dann gegen 21 Uhr wieder zuhause. Lass mich rechnen…., von morgens bis abends ca. 21 Uhr.. das ist ein 14 Stunden Arbeitstag?
Jopp! 🙁
Denn nun folgen noch eine Menge Kosten, die man als Selbstständiger so hat. Steuern! Ja, das Finanzamt will etwas von meinem hart verdienten Geld ab haben. Ich habe bereits mit denen gesprochen. Aber sie wollen es trotzdem :-).Ähm… Krankenversicherung! Habt ihr euch mal erkundigt, was eine Private Krankenversicherung kostet? Falls nicht, lasst es! Sie kostet viel! Jeden Monat.
Ach ja.., was ist mit Rente?
Bekomme ich nicht. Ich zahle ja nichts ein. Es sei denn, ich lege selbst was für die Altersvorsorge zurück. Ähmm.. schon wieder von meinem Geld? Ja! 🙂
Und dieses Equipment…, zig tausende von Euros. Eine professionelle Kamera liegt zwischen 3000,- und 6000,- Euro. Nur eine Kamera, ohne Objektiv. Gute, professionelle Objektive liegen zwischen 1000,- und 3500,- Euro. PRO STÜCK! 🙂 Wir haben davon ca. 5-6 Stück. Dazu kommen, Rücksäcke, Taschen, Filter, Blitze (Stk, um die 200,- Euro), Blitzaufsätze, Lichtformer… ach hör mir auf. Alles in allem schlägt ein Fotograf bei eurer Hochzeit mit ca. 20.000 Euro Equipment auf. Haben wir eigenlich schon über die Wartung des Equipments gesprochen? Kameras, Sensoren, Objektive etc. müssen jährlich gereinigt und geprüft werden. Mit 500,- Euro dafür ist man gut aufgestellt. Ach ja… Reparaturen…. ok, lassen wir das 🙂
ne ne, bin fast fertig, habs gleich :-).
Reden wir über Versicherungen. Betriebshaftpflicht, falls ich Omas teuerste Vase vom Schrank schmeisse. Auto.. ja, is klar, das gesamte Equipment will ja auch versichert sein, falls was gemobst wird oder runter fällt. Rechtsschutz.. kann man, muss man nicht. Als Selbstständiger aber cool. Kann immer was sein. Krankenversich… ach ne, hab ich oben schon. Aber private Hausrat, Haftpflicht, Unfall, Arbeitsunfähigkeit… usw… Summasumarum…(schreibt man da so?) nochmal ca. 2000,- Euro pro Jahr.
Werbekosten sind sehr individuell. Der eine macht mehr, der andere macht weniger. Aber es kommen schnell 2000-3000 Euro im Jahr zusammen. Denn irgendwie habt ihr mich/uns ja gefunden. Google, Facebook, Instagram usw. wollen alle etwas von dem Geld ab haben, was ihr uns zahlt.
Ja, tatsächlich wars das im Großen und Ganzen. Das sind in etwa die Kosten, aus denen sich die Preise eines Hochzeitsfotografen zusammen setzen. Das kostet es mich, diesen Beruf ausüben zu können. Jeden Monat, jedes Jahr. Und diese Kosten müssen auf die Preise umgelegt werden. Das nennt sich Kalkulation/Betriebswirtschaft. Und das ist das, wofür ihr bezahlt! Dieser Kostenapparat ist leider unumgänglich und kaum veränderbar. Es ist also nicht so, dass ein Fotograf euch mit Preisen und Kosten überzieht, der er selbst unnötig in die Höhe treibt. Leider kommen wir um diese Kosten nicht herum. Die Kollegen mögen mich belehren, sollte ich in meiner Auflistung etwas vergessen haben 🙂
Nun wollen wir also mal ausrechnen, was einem Fotografen übrig bleibt, nachdem er mit all eurem Geld durchgebrannt ist. Ihr sagt, er macht knapp 3 Mille am Tag. Ok, schauen wir mal.
2500,- Euro abzl. Umsatzsteuer = 2100 Euro (Cent-gerundet). Ach so? Doch keine 2500,- am Tag? Nö!
Wir sind also bei 2100,- Euro.
Ok, nun ziehen wir anteilig die Kosten für Krankenversicherung, Equipment, sonstige Steuern (Einkommens/Gewerbe) usw. ab. Das sind, umgelegt auf ca. 40 Hochzeiten im Jahr (ein Querschnitt), bei jeder Hochzeit ca. 1200,- Euro, die für sämtliche, anteilige Kosten abgezogen werden müssen. Nun sind schon nur noch 900,- Euro übrig. Ähh.. habe ich erwähnt, dass ein Tag manchmal 14 Arbeitsstunden lang ist? 🙂
sind wir Hochzeitsfotografen Millionäre? 🙂