Zunächst einmal vorweg: Das bestimmt IHR! Niemals die Location!
Ich schreibe diesen Artikel, weil ich mit sehr vielen Locations wirklich schlechte Erfahrungen habe. Und nicht nur ich! Sehr viele meiner Kollegen und Kolleginen erleben es ähnlich oder gleich.
Es ist heutzutage üblich, dass Dienstleister von euch zum Essen eingeladen werden. Ob das so muss und WARUM das so ist, will ich hier nicht bewerten. Aber ihr wisst, es IST eben so 🙂 Schliesslich sind wir Fotografen:innen teilweise den ganzen Tag für euch im Einsatz. Auch ein DJ kommt mit Auf- und Abbau gerne mal auf 12 Stunden. Da sollte man zwischendurch eine Möglichkeit haben, etwas zu essen. Nun stellen sich vielen die Frage, wo sie die Dienstleister hinsetzen sollen. Mit zu den Gästen, an einen Tisch, wo Platz ist? Oder sollte ein „Dienstleister-Tisch“ eingerichtet werden? Oder sitzen sie in einem anderen Raum, bspw. im „Alla-Carte“ Bereich?
Nun, wie oben erwähnt, entscheidet das bitte selbst! Lasst euch keinesfalls von der Location erzählen, wo Diensleister zu sitzen haben. Wenn ihr möchtet, dass euer Fotograf oder Fotografin mit im Saal bei den Gästen sitzt, dann entscheidet das einfach! Ihr seid in der Location die Gäste/Kunden. Und ihr bestimmt, wo eure Gäste sitzen. Ich habe es in dieser Saison, und wir haben gerade mal Juli 2022, bereits dreimal erlebt, dass unsere Brautpaare uns mit im Saal haben wollen und die Location sagt „das ist nicht nötig, ihr braucht keinen Tisch für die Dienstleister.“ Der „all-Time-Rekord“ sagte sogar „die sind zum Arbeiten hier, nicht zum Rumsitzen!“ 🙂
Und ganz ehrlich, da kommt mir die Frage auf „was fällt euch Gastronomen eigentlich ein, zu bestimmen, wo ich sitze?“
An die Gastronomie: Wir reißen uns teilweise 12/14 Stunden den „Arsch auf“:-), tun ALLES für unser Brautpaar. Damit unser Brautpaar geile Bilder bekommt, stehe ich morgens um 6 Uhr auf (nachdem ich von der Hochzeit davor um 2 Uhr im Bett war), bin um 8 Uhr beim Frisör, klettere auf Bäume für coole Perspektiven, ich liege in Pfützen (auch für coole Perspektiven). Wenn ich also in eurer Gastronomie ankomme, habe ich teilweis bereits 10 Stunden gerackert und habe noch ca. 6 Stunden vor mir! Und bevor wir beide uns überhaupt kennen gelernt haben, bevor du überhaupt weißt, wie hoch die Qualität meiner Arbeit und meiner Leistung ist, entscheidest du, dass ich nicht im Saal sitzen sollte? Und „rätst“ meinem Brautpaar sogar davon ab? Und das, obwohl das Brautpaar teilweise den VOLLEN Preis für uns zahlen muss? Was fällt dir eigentlich ein? Trage lieber mal Sorge dafür, dass DEIN Personal weiß, wie man ein hochwertiges Getränk einschenkt! Und was meint ihr Gastronomen eigentlich, wo ich privat Essen gehen werde, wenn ihr nicht mal einen Sitzplatz für mich einplant, wenn ich bei euch arbeite? Und was meint ihr eigentlich, was ich antworte, wenn ich von Brautpaaren gefragt werde „Hey Jelly, ist der Laden cool?“. Denkt halt mal nach! Und wenn ihr schon nachdenkt, dann überlegt mal, wie einfach ihr richtig GEILE Werbung für euren Laden machen könntet. Ein kurzes organisatorisches Gespräch, ok, drei Dienstleister. Schnell ein Tisch vorbereitet, mal eben Besteck und Servietten draufknallen und gut is. Und wenn die Dienstleister eintreffen, ein kurzes Wort „Hey Leute, wir haben hier einen Tisch für euch, wo ihr entspannt essen könnt.“ BÄM! Volle Punktzahl! Jeder Dienstleister ist SCHOCK-VERLIEBT in euch und euren Laden! Vertraut mir! 🙂 Geile Werbung mit 2 Minuten Arbeit.
So, nachdem ich nun meinen Frust über teilweise wirklich schlechte Gastronomie los geworden bin, zurück zu euch Brautpaaren.:-)
Es ist nämlich tatsächlich der Standard, dass sich die Gastronomie nicht darum kümmert, wo die Dienstleister sitzen. Ihr habt 68 Gäste plus 3 Dienstleister. Ihr macht einen Tischplan und deckt alles ein. Leider kommt die Gastronomie nicht eigenständig auf die Idee, mal nach zu zählen, ob ausreichend Tische und Stühle vorbereitet sind, dass eben auch die 3 Dienstleister beim Essen sitzen können. Von Besteck und Servietten mal ganz zu schweigen. Meine Kollegen:innen und ich erleben es leider regelmässig, dass wir den totalen Zusammenbruch des operativen Geschäfts herbeiführen, mit der Frage „Hallo, was habt ihr denn eingeplant, wo ich was essen kann?“.
..Schweigen, gegenseitiges Angucken mit Fragezeichen im Gesicht. Und dann kommt der Hammer. „Ihr könnt euch hier rein setzen.“ Es folgt ein Blick in eine Rumpelkammer (siehe Foto). Besteck und Servietten werden übrigens nicht selbstständig gebracht. In der Location auf dem Foto wurde mir allenernstes eine Suppe auf den Tresen gestellt, ohne Löffel, ohne Serviette. Ja, an den Tresen, weil ich sagte, ich möchte in dieser Rumpelkammer nicht essen, weil ich nichts vom Geschehen im Saal mitbekomme. Ich bin Fotograf, ich muss da Fotos machen
Reden verpassen wir, spontane Aktionen ebenso. Einmal wurde sogar die Hochzeits-Torte reingefahren, ohne dass selbst das Brautpaar davon wusste.
Liebe Brautpaare, ich kann euch leider nicht sagen, weshalb so viele Gastronomien glauben, sie könnten uns Dienstleister so schlecht behandeln. Gerade wir Dienstleister, die sehr viele Brautpaaren treffen und Empfehlungen ausprechen könnten (oder auch nicht), sollten doch nicht vernachlässigt werden. KEIN Gast sollte vernachlässigt werden. Und das hier geht nicht an die Gastronomen, die Dienstleister wirklich gut und kollegial behandeln. Die gibt es nämlich auch! Aber über die müssen wir hier nicht reden, die machen alles richtig.
Fazit: Lasst euch nicht reinreden. Ihr seid Gast, ihr seid Kunde. Ihr bestimmt, was es zu Essen gibt und ihr bestimmt, wer, wo sitzt. Fertig. Und egal, was die Location SAGT, sie kümmern sich nicht darum, wo Dienstleister sitzen. Bitte seid so lieb und kümmert euch selbst darum, dass euer Fotograf/Fotografin und DJ einen Platz zum sitzen haben.
Ich habe es allein in diesem Jahr mehrfach erlebt, dass das Brautpaar darum bittet, Sorge für Dienstleister-Tische zu tragen. Zugesagt und versprochen wurde es. Und dann müssen sich abends im Saal die Trauzeugen oder gar das Brautpaar selbst, darüber beschweren, dass eben KEIN Platz für die Dienstleister vorbereitet wurde. Zuletzt hatten die Trauzeugen 20 Minuten damit zu tun, bis sie endlich selbst essen konnten. Wollt ihr das für eure Hochzeit? 🙂